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Mittwoch, 6. Oktober 2010

Kasi - Luang Prabang

Von Nam Ngum nach Kasi

Wir kürzen unseren Aufenthalt am Stausee ab und fahren zusammen mit zwei Holländern in einem kleinen Boot auf die andere Seite: da der See etwa 30 km breit ist, dauert das zwei Stunden, bringt uns aber nicht nur wunderbare Insellandschaften und angenehmes Reisen, sondern auch eine Abkürzung für den Weg gegen Norden.


Wir bleiben eine Nacht in dem kleinen Fischerdorf, dessen Namen wir kaum aussprechen können: ThaHeua (TaHüa), was Bootshafen bedeutet. A propos Sprache: wir haben - sozusagen um zu überleben hier -  innert kürzester Zeit die wichtigsten Wörter wie „wo ist der Busbahnhof, wie viel kostet das, alle Zahlen bis eine Million und einige Nahrungsmittel wie Suppe, Huhn, Ente usw. gelernt. Die Sprache ist nicht kompliziert und im Vergleich zu Bisaya, das wir auf den Philippinen lernen müssen, sind die Wörter angenehm kurz und simpel 
Was hier wohlsteht? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt... vielleicht „Durchgangverboten“ oder „Achtung, wilde Tiger in diesem Wald“

Fischmarkt am Strassenrand 


Für viele mag so ein Fischerdorf ohne Attaktionen keinerlei Anziehung haben - für uns ist es die erste Möglichkeit, ein bisschen vom Leben hier zu spüren und meist auch nur durch ein Lächeln und ein „Sabai dii“etwas Kontakt mit den Leuten hier zu knüpfen.
Kinder sind immer dankbar zum Kontakte knüpfen
Seit es Digitalkameras gibt, kann man den Kindern auch gleich zeigen, was aus dem Foto geworden ist.

Sollten wir dem Land einen Slogan geben, wäre es „Land der vielen Schmetterlinge und Falter“ Diese Schönheit sass zwischen den öffentlichen Toiletten einer Bushaltesetlle.

Wir nehmen den Bus Richtung Luang Prabang und sind schon recht auf die Leute im Restaurant, wo wir gefrühstückt haben (gebratener Reis und Eier), angewiesen, denn praktisch alle Busse sind nur in Lao angeschrieben. So warten wir zwei Stunden auf den richtigen Bus - aber das ist ja irgendwie normal in Asien.
Sehr hilfsbereite Frau im Restaurant in ThaHeua. 
Auch hier gibt es KaffeeLao, ein tiefschwarzes Gebräu, das auch durch Milch nicht aufgehellt werden kann: im Gechmack geht er stark Richtung Kakao. Sehr fein.
Über dem Feuer ist ein Gefäss mit heissem Wasser, darauf werden Töpfe mit Tee oder Kaffee warm gehalten.

Wir steigen in Kasi aus - irgendwo zwische Vientiane und Luang Prabang, weil wir im Reisebuch lesen, dass man hier in die Bergdörfer gehen könnte - es werde allerdings nichts für Touristen angeboten. Schon bei unserem ersten Spaziergang treffen wir einen Jungen, der etwas Englisch spricht und uns zu seinem Englischlehrer bringt: dieser Lehrer unterrichtet Schüler bei sich zu Hause in Englisch und Computer (er hat einen). Internet gibt es nach ihren Aussagen in Kasi noch nicht.

Diese Schüler sind gerade dort, als wir kommen. Sie sind sehr motiviert, Englisch zu lernen und zahlen für diese Lektionen, zusätzlich zu ihrem sonstigen Unterricht (Sekundarschule oder High School).
Es beeindruckt uns sehr, dass sie die Gelegenheit wahrnehmen, mit uns etwas zu sprechen und das Gelernte anzuwenden und mit der Zeit wissen wir, was sie uns fragen wollen und wir können so auch Schüler mit weniger guter Aussprache verstehen. Überhaupt ist es meistens ein Ratespiel, das Englisch der Laoten zu verstehen, weil sie alle Konsonanten am Ende eines Wortes verschlucken: statt milk ist es miu, statt fried rice ist es fei rei .. usw.
Der 17jährige Junge ganz rechts lädt uns ein, in seinem Dorf die Kirche anzusehen, denn er ist ein Christ. Wenn auch in unserem Reisebuch steht, dass es nur ganz wenige Christen im sonst buddhistischen Laos gebe - hier im Kasi District soll es 1000 Christen geben, vor allem in den Bergdörfen (sie nennen die Stämme „uplander“ und „highlander“ ), wo sie sonst Animisten sind.
Am nächsten Tag lädt Bank („Bänk“), so heisst der 17-jährige, uns ein, an seinem Englischunterricht teilzunehmen, denn er selbst unterrichtet auch schon Primarschüler und Sekundarschüler bei sich zu Hause.


Der Lehrstil sieht so aus: Der Lehrer schreibt einen Text in Englisch und darüber in Lao Lautschrift, wie sie das Wort aussprechen sollen, dann werden weiter unten die Elemente des Satzes übersetzt. Dann liest der Lehrer den Text etwa 5 Mal vor, und dann versuchen die Schüler den Text zu lesen.
Am späteren Nachmittag erleben wir dies hautnah, denn wir sind dann in der öffentlichen Schule, wo wir selbst gebeten werden, den Text zu lesen für die Schüler. So schnell geht es, und ich bin schon wieder am Unterrichten :-)  Nachdem die offiziellen Schulstunden vorbei sind, treffen sich täglich alle Lernwilligen und üben unter der Leitung von Lehrerhilfen für eine halbe Stund die englische Umgangsprache.
Diese Klasse hat nur 32 Schüler - in der öffentlichen Schule sollen es 50-70 Schüler pro Klasse sein.
Wir sind beeindruckt, wie motiviert die Jugendlichen sind, Englisch zu lernen und zur Schule zu gehen.
Durch den Kontakt mit Bank und seinem Freund Lef können wir am nächsten Tag etwas mehr von der Umgebung sehen und ins Heimatdorf von Bank fahren.

Erdnüsse zum Trocknen ausgebreitet
Als erstes treffen wir Banks Vater (Mitte), der kurz nachdem er Christ wurde, wegen seinem Glauben, resp weil die Dorfvorsteher Angst hatten vor der christlichen Lehre, ins Gefängnis gebracht wurde. Da er seinem Glauben nicht abschwor, musste er 6 Monate im Gefängnis verbringen - zwei Monate davon in dunkler Einzelhaft! Jetzt, 8 Jahre später, sei die Situation viel toleranter, sagen sie - jeder dürfe den Glauben leben, den er gewählt habe, sei er Buddhist, Christ oder Animist.
Die Christen hier scheinen auf eine einfache Art ihren Glauben zu leben - ohne grossen Kirchgebäude, Hierarchien und Einflüsse von aussen und wir hoffen, dass sie noch lange auf diese unverkrampfte und freudige Art ihren Glauben leben und weitergeben.

Am nächsten Tag geht es weiter nach Luang Prabang: bergauf und bergab, etwa 5 Stunden lang fahren wir durch die Berge und wir denken, eine Fahrt über die Alpen in der Schweiz wäre nicht anders - dabei sind es nur 160 km!


Bis zum nächsten Mal...
Reisfelder... sattes Grün überall           Dieser Reis, „sticky rice“ genannt, wächst an Berghängen.

 
Bergland..

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