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Dienstag, 24. Mai 2011

last but not least: back to the roots

 
1985 - Unsere Freunde Rägi und Wüme zeigten Mäge und mir die Philippinen. Erster Stopp war ein Ort auf der Insel Cebu mit dem Namen Moalboal.
Schon damals war es ein Touristenort und Ziel für Taucher und auch wir machten an diesem Ort unsere ersten Tauchgänge. Durch unsere schweizer Freunde lernten wir viele Filipinos kennen, die dort arbeiteten und ein Jahr später wurden auch wir dann mit vielen Hellos und Umarmungen begrüsst und es war immer wieder schön, nach Moalboal zurückzukommen.
5 Jahre später besuchten wir aber vor allem Freunde auf anderen Inseln und fuhren nicht mehr nach Moalboal - es hiess auch, es sei nun sehr touristisch und es habe sich negativ verändert.
Weil ein englischer Tauchfreund von uns hier lebt und wir noch 2 Tage zur Verfügung hatten (unsere Mitarbeiter von Batulong sind so beschäftigt mit Einkaufen von Uniformen, dass sie keine Zeit mehr für uns haben :-)) fuhren wir aber - na ch 20 Jahren - doch wieder nach Moalboal, . Wir dachten, 2 Tage würden wir schon aushalten, wie auch immer es hier wäre.
Die Busfahrt von Cebu über die Hügelkette ist noch ziemlich gleich und unbequem wie früher und nach etwa drei Stunden sind wir nicht unglücklich, in ein Tricycle (Motorrad mit Seitenwagen) zu wechseln. Wir nennen den Ort, wo wir früher gewohnt haben und als wir vor der Wilkommenstafel stehen, müssen wir schon etwas schmunzeln: mit wi-fi (W Lan) - wow, wie haben sich die Zeiten doch verändert. An der Reception allerdings erwartet uns eine Überraschung: diese Frau kennen wir doch! Und auch sie- früher im Service tätig im Restaurant dieses Resorts - erkennt uns nach 20 Jahren wieder! Lorena erzählt uns dann, wer alles noch so im Ort ist und wer weggezogen oder schon gestorben ist.
So ist unser Aufenthalt hier neben dem Tauchen vor allem mit Treffen von Freunden ausgefüllt und es ist sehr spannend zu hören, was die Leute in den letzten Jahren alles erlebt haben.
Moalboal ist weit weniger überlaufen und überbaut als wir befürchtet haben und so ist es ein schöner Abschluss unseres Philippinen-Aufenthalts. 
Der Grund für unser Kommen: Tony, den wir nach 5 Jahren wieder einmal getroffen haben. Hier mit seiner Freundin Shiv. 
Auch beim Tauchen alte Bekannte - Lindy war schon früher unser Tauchguide...

Ein Quiz für Rägi und Wüme: Erinnert ihr euch, wer das ist?
 
 




Freitag, 20. Mai 2011

Adieu bis im Oktober

Es tut nicht nur uns gut, zwischen den Aufenthalten im Stiftungsgebiet etwas Ferienzeit einzuschalten, es ist auch immer interessant zu sehen, ob Aufgaben von unseren Mitarbeiterinnen erledigt werden können, alles verstanden wird oder Probleme aufgetreten sind.
Das Ziel, die Dokumentation über die von uns unterstützten Kinder auf Vordermann zu bringen, konnte bis jetzt zu einem Grossteil erreicht werden, aber Thata und Lynnette haben noch ein paar Aufgaben, die sie bis Ende Juni erledigen werden.
Mäge und ich versuchen, unsere Erwartungen (schweizerische Genauigkeit) mit der Mentalität hier (“Hauptsache ich weiss, wie die Kinder aussehen”) zu verbinden. Seit wir eine zweite Mitarbeiterin haben, wird etwas mehr Organisation und Durchblick aber sowieso immer nötiger.
Weil wir nun auch eine philippinische Stiftung sind, ist zusätzlich eine Buchhaltung hier im Land gefragt - und dies wird immer noch wie anno dazumal bei uns handschriftlich in ein grosses Buch eingetragen. Unser Gespräch mit dem Buchhalter, der Thata gezeigt hat, wie es geht, hat aber viele Vereinfachungen gebracht und wir hoffen, dass diese Arbeit somit in etwas kürzerer Zeit erledigt werden kann.
Uns scheint, dass ganz allgemein die Philippinen eine ähnliche Zeit erleben (und zum Teil auch auf dem Stand sind) wie wir in den 70er-Jahren. Ich erinnere mich, dass z.B die Fertigprodukte “in” waren, aber unsere Gesellschaft nicht wusste, wo mit dem vielen Abfall hin.
Andererseits stecken die Philippinen stark zwischen den Kulturen ihrer beiden Kolonialmächte: Spanien 1565 - 1898 bis und die USA von 1901 bis 1946. Dazu kommt noch die asiatische Mentalität.
Ein Beispiel: Grundsätzlich geht der Filipino jeglicher Konfrontation aus dem Weg und versucht immer sein Gesicht zu wahren (asiatische Mentalität), das heisst, er gibt weder zu, wenn er etwas falsch gemacht hat, noch konfrontiert er jemanden, wenn dieser etwas falsch gemacht hat. (was ihn allerdings nicht davon abhält, hinter dessen Rücken über ihn zu schimpfen). Im Gegensatz dazu schauen die Filipinos sehr gerne die amerikanischen TV (Mittags-)shows, die genau wie in den US und auch bei uns Konflikte austragen (Familiendramas). Ebenso scheint es beim Friedensrichter zuzugehen (laut unserem Freund in Romblon), wo aufgestauter Frust laut und lang herausgelassen wird. Den Mittelweg, jemandem nett und ruhig zu sagen, wenn etwas nicht in Ordnung ist oder man Mühe hat mit etwas, gibt es weniger (z.B erzählte uns gerade heute eine Frau von ihrer Angestellten, die ihr regelmässig die Wäsche beim Bügeln verbrannt hat. Sie habe ja nicht schimpfen können, also sagte sie ihr,sie solle wieder gehen....)
Das spanische Blut in den Adern der Filipinos ist wohl zusätzlich der Grund, dass es - wenn mal ein Konflikt ausgetragen wird - laut und emotional zu und her geht. Aber um ganz ehrlich zu sein, nach vielen vielen Besuchen auf den Philippinen und einer langen Liste von Gegebenheiten ist uns die philippinische Mentalität immer noch ein Rätsel.
Warum wir uns über so Dinge Gedanken machen? Weil wir täglich auf irgend eine Weise mit dieser Mentalität und diesen zum Teil anderen kulturellen Wertvorstellungen konfrontiert werden.
Schon letzten Oktober berichteten wir vom Hausmeister, den wir für das Batulong-Gebäude verpflichten möchten. Er bekommt keinen grossen Lohn, muss aber auch nicht viel arbeiten- vor allem dort sein und dafür besorgt sein, dass niemand Unbefugtes hinein kommt oder nachts einbricht. Rachello scheint uns ideal zu sein, weil er nach einem Unfall seine Arbeit (elektronische Geräte reparieren) nicht mehr gut ausüben kann und deshalb zu Hause ist und auf die beiden Kinder aufpasst. Seine Frau ist oft unterwegs und verdient das Geld. Im Februar hören wir dann, dass die Batulong-Eltern nicht einverstanden seien mit der Wahl - sein Charakter sei zweifelhaft. Auch hier ist vermutlich viel geschwatzt worden untereinander und die Stimmung der Familie gegenüber ist nicht gut. Wir treffen uns zuerst mit den Eltern, wo ein Argument gegen den Hauswart und auch gegen seine Schwiegermutter vorgebracht werden. Später spechen wir mit dem zukünftigen Hauswart-Ehepaar und legen ihnen den Sachverhalt dar. Die Situation ist nicht einfach, aber schlussendlich haben wir nichts Konkretes, was wir Rachello und seiner Frau vorwerfen könnten und unser Eindruck von ihnen ist eigentlich sehr gut. Dass die Schwiegermutter sehr neugierig ist und uns auch gerade vor ein paar Wochen angelogen hat, wissen wir - aber wir stellen ja nicht sie ein.
Wir hoffen, dass sich die Eltern wieder beruhigen und zukünfitges gutes Zusammenarbeiten zwischen Eltern und dem Hauswart-Ehepaar möglich wird.
Batulong Center
Mit Freude können wir verkünden, dass die Bauarbeiten für unser Gebäude hier begonnen haben und recht gut anlaufen. Das Wetter ist praktisch immer schön und trocken und so gibt es auch keine Unterbrüche.
Der momentane Stand der Bauarbeiten: die Aussenwände werden errichtet
Verputzen des Septic-Tanks           und Mischen des Betons - alles von Hand
Reading camp
Für die Kindergärtner (die in die erste Klasse übertreten werden) und für schwache Leser wird jeweils in den Sommerferien (jetzt) ein Lese-Camp durchgeführt. Einige unserer Batulongkinder sind auch dabei und bei einem Mädchen in der zweiten Klasse wird so sogar ein Wiederholen verhindert, denn die Voraussetzung für den Übertritt ist lesen zu können. Wir finden das eine super Idee der Schule und spenden deshalb gerne das Mittagessen für die ganze Camp-Klasse.
Die zukünftigen Leseratten beim Mittagessen
Reis-Verteilung
Einige Male pro Jahr verteilen wir den mitarbeitenden Eltern, die etweder kochen, auf dem Markt für mehr als 150 Kinder einkaufen oder Holz für das Feuer zum Kochen bringen 5 kg Reis. Dies ist sowohl ein Dankeschön von unserer Seite für ihre Hilfe wie auch ein Ausgleich, dass auch die Geschwister der Batulong-Kinder berücksichtigt werden. Es ist schon eine rechte Organiation nötig, wenn rund 200 Eltern kommen, um den Reis abzuholen. Sie bringen ihren eigenen Plastiksack mit und Mitarbeiter wägen dann jeweils die 5 kg von den insgesamt 15 Säcken mit 750 km Reis ab!

Lieferung der Reissäcke und Fassstrasse

Abwägen und Warten, bis der Name von Thata aufgerufen wird

Glückliche Reisempfänger                                          Herr Oblimar trägt seinen Reis nach Hause

Leadership and team building camp
Erstmals wird ein Leiterschafts- und Teambildungs-Camp für die dritte und vierte Stufe High school von Batulong durchgeführt. Das Ziel ist, die Teenager für Leitungsaufgaben innerhalb der Klasse oder der Arbeit in einer Gruppe vorzubereiten. Lynnette, die Sozialarbeiterin, organisiert das Camp, unterstützt von unseren College-Studenten. Während drei Tagen werden die Fähigkeiten der Teenager als Leiter und gut zusammenarbeitendes Team durch Spiele, Gruppenaufgaben und etwas Theorie verbessert. Es ist schön für uns, dass wir trotz Sommerferien nun doch noch einige von Batulong unterstützte Kinder treffen und neu kennen lernen. 
 
Die Organisatorin                               und Teilnehmer
 
Girls aus der 3. und 4. Oberstufe                         Collegestudentinnen, die mithelfen
 
Hüttenbauen                                                           Theorie
 
Jeweils ein Team übernimmt das Kochen

Für uns geht die Zeit auf den Philippinen zu Ende und auch für einige Zeit die Zeit des Reisens. Wir sassen in vielen Jeepneys, Autos und Motorelas, in Flugzeugen und Schiffen und wir freuen uns nun auf die Schweiz, unser Zuhause, unsere Freunde, Familie und Bekannten, unsere Katze, Schildkröten und Hasen, den Garten, das Frühlingsgrün, Schweizerdeutsch, feines Brot und Käse, eine Küche und eine Garderobe mit mehr als 2-3 Stück pro Kleidungsstück:-) Vielen Dank für alle, die jeweils unserern Blog gelesen haben und wir würden uns natürlich freuen, auch persönlich weiterzuschwatzen und auszutauschen, was auf eurer Seite während dieser Zeit passiert ist. 
Bis bald wieder...
Franca und Mäge

Mittwoch, 20. April 2011

Zurück auf den Philippinen


Mit nur relativ kurzen Stopps fliegen wir von Perth über Kuala Lumpur nach Manila und weiter nach Cagayan de Oro. Irgendwie empfinden wir die vielen Leute auf kleinem Raum, die Abgase und schlechte Luft, die Feuchtigkeit und der konstante Lärmpegel viel krasser als wenn wir von der Schweiz kommen. Dies hat natürlich auch damit zu tun, dass wir in der Stadt leben (auch wenn Cagayan de Oro eine recht überblickbare Stadt ist) und der Unterschied zum schwach bevölkerten Australien auch viel grösser ist. Sobald wir etwas ausserhalb, in “unserem” Calaanan sind, ist es schon besser.
Wir kommen rechtzeitig für die Graduation (Abschlussfeier) der High School und wohnen so drei Feiern an verschiedenen Orten bei. Auch wenn wir irgendwo im Hintergrund bleiben möchten- sie bitten uns immer auf die Bühne oder zu den Schulleitern und Behördenvertretern (ist ja nett gemeint). Konkret heisst das, jedem der High school Abgänger die Hand zu schütteln, insgesamt also etwa 700-800 Jugendlichen.
Hände schütteln..                         Auszeichnungen umhängen...

Es ist schön und sowohl für Schüler wie auch für die Stiftung ein Erfolgserlebnis, wenn die obligatorische Schulzeit abgeschlossen wurde. Die meisten haben auch gute Noten und auch wenn es nicht für ein College Studium reicht, so hoffen wir, dass sie trotzdem bald eine Arbeit finden.
Unsere Batulong High School Abgänger in Calaanan

Da die grösseren Geschäfte und Restaurants aber nur Mitarbeiter ab 18 Jahren einstellen, bleibt für viele der 16-17jährigen nur ein Übergangsjob in einer kleinen Kantine oder einem kleinen Geschäft. In Zukunft wollen wir unsere Konzentration vermehrt darauf richten, kurze Ausbildungskurse (1-2 Jahre) mit Hauptausrichtung praktische Berufe für diese Batulong-Jungendlichen zu finden. Dies ist ein ganz neues Gebiet für uns und scheinbar auch für Thata und Lynnette und es wird uns immer wieder klar, wie viel wir noch lernen müssen. Geplant ist zudem von der staatlichen Schulbehörde in zwei Jahren die Einführung der Senior High school, eine zweijährige High school mit pratischem Hauptgewicht. Wir haben noch etwas Zeit, uns zu informieren, aber es kommen spannende (und teure?) Zeiten auf uns zu. 
die “alten” College-Studenten. Ehiel, ganz links, wird nächsten März ihre College-Ausbildung abschliessen. Wir sind stolz auf sie, dass sie Mutterschaft und Ausbildung unter einen Hut bringt- ohne die Hilfe ihrer Mutter und ihres Bruders wäre das wohl viel schwieriger.
Die anderen Studenten sind seit einem Jahr an einem College und studieren Ingenieur, Lehrer, IT und ein Mädchen muss sich noch entscheiden, weil es die Richtung wechseln will.
Ein Teil unserer “neuen”: Sie gehen eher in Richtung Elektrotechniker, Hotelmangement, Architektur und Lehrer.

Es freut uns, 6 neue College-Studenten aufnehmen zu können. Weiter haben noch zwei Studenten, die bis jetzt noch nicht von uns unterstützt wurden, die Aufnahmeprüfung an ein College gemacht. Wenn sie ein Teilstipendium erhalten (was unsere neuen College-Schüler fast ausnahmslos erreicht haben) und bereit sind, ein paar Stunden an der Schule zu arbeiten (es gibt da kleine Jobs und die Studenten erhalten dann eine Reduktion des Schulgeldes) werden wir auch sie aufnehmen. Um es ganz direkt zu sagen: College Studenten sind sehr teuer und wir sind dort an unserem finanziellen Limit. In Zukunft werden wir noch mehr sieben müssen, so leid uns das tut. *
Bei den Primar- und Sekundarschülern konnten wir rund 50 neue Schüler aufnehmen.
Aber das sind alles nur Zahlen - ein paar Geschichten aus dem Batulong-Alltag:
Vor zwei Jahren berichteten wir in unserem Blog von einer Familie, deren Haus Opfer eines Grossbrandes wurde. Die Mutter hatte gerade einige Monate vorher den Mann verlassen und ihre Kinder bei ihm zurückgelassen und da war also Jane Rose als 14jährige, die einzige Frau im Haushalt, mit dem Vater und drei kleineren Brüdern. Und nun, zwei Jahre später, steht sie da an der Graduation mit super Noten und wird in den nächsten 4 Jahren das College besuchen. Ihre Stiefmutter war da und es scheint uns ein bisschen wie ein Happy End.

Jane Rose mit Mäge; rechts: Roxan und Darlene

Roxan, eine andere angehende College-Studentin, hat nicht so viel Glück. Sie ist aus einer Grossfamilie aus der Nachbarprovinz und sie kam bis jetzt zusammen mit 2 Geschwistern bei ihrer Tante unter. Diese hat nun angeblich keinen Platz mehr für die Kinder und wir versuchen, etwas für sie zu finden. Obwohl Roxan so talentiert ist und einige Medallien an der Graduation erhielt, kam keines ihrer Verwandten. Hoffentlich können wir ihr wenigstens von Seiten von Batulong zeigen, wie sehr wir sie schätzen und es uns nicht egal ist, wie es ihr geht.
Leider gibt es immer in paar Kinder, die massiv die Schule schwänzen und auch nach diversen Warnungen von Seiten der Lehrer und von Thata weiterhin nur etwa 3 Tage pro Woche zur Schule gehen. Wir sind der Ansicht, dass wir das Unterstützungsgeld lieber einem Kind zukommen lassen, das auch die Chance wahrnimmt, zur Schule zu gehen.
Es gibt auch den positiven Fall, dass eine Familie unsere Unterstützung nicht mehr braucht, weil der Vater eine gutbezahlte Arbeit im Ausland hat. Dies freut uns und auch hier kommt das Geld einem neuen Batulong-Kind zu Gute.
Vince muss sein Auge operieren lassen. Vor vier Jahren traf ein Kügelchen der zum Spielen benutzten Luftgewehre sein Auge und nun hatte er schon seit einiger Zeit immer stärkere Beschwerden, Kopfschmerzen usw. Die Lehrerin kontaktierte unsere Sozialarbeiterin und diese fand heraus, dass sein Auge das Problem ist - er hat durch die Verletzung eine Linsentrübung, einen grauen Star und muss die Linse ersetzen. Eigentlich hätte er nur noch einen letzten Check-up vor der Operation, aber seit mehr als einem Monat geht nichts - die Mutter hat immer irgendwelche Ausreden, warum sie noch keine Zeit hatte, mit dem Jungen zu den German doctors zu gehen. Wir werden nach der Osterwoche, wenn wir wieder da sind, alle zusammen vorbeigehen und etwas Druck machen. Warum hier viele Eltern so gleichgültig sind in Bezug auf ihre Kinder können wir nicht verstehen.
Der Grossteil unserer Arbeit hier ist im Moment organisatorischer Natur: Entscheidungen treffen zu Aufnahme von Kindern ins Hilfswerk oder Reaktionen auf Probleme. Zum Beispiel versuchen wir schon seit Jahren !! eine Landkarte mit Strassen von den Phasen 1-3 der Relocation area zu bekommen. Nach wie vor ist alles, was wir haben, google maps (mit Stand 2005 oder so, also mit praktisch keiner Überbauung), Mäge’s GPS-Daten mit Punkten, wo unsere Beneficiaries wohnen und Thata’s Wissen, wo ungefähr jemand wohnen könnte (weil er in der Nähe von xy wohnt). Die Adressen sind mit Blocks und Lots angegeben, aber nur ganz selten stehen diese Angaben auch auf Häusern, so dass man sich orientieren könnte. Wir haben nun einen offiziellen Antrag gestellt (ging erst, nachdem wir als Organisation hier registriert waren) und wer weiss, vielleicht kriegen wir die Karten tatsächlich noch diesen Sommer (es ist Sommer hier)

Wo jetzt noch Ziegen Gras fressen, werden hoffentlich bald die ersten Baubewegungen stattfinden.
Eigentlich hatten wir erwartet, dass ein Teil des Hauses schon stehen würde, wenn wir wieder auf die Philippinen kommen. Aber wir haben nicht mit dem Bürokratie-Parcours und der Gemächlichkeit der Filipinos gerechnet. Wir sind froh, dass sich Thata um die Details kümmert und nehmen es einfach so, wie es kommt.  Der momentane Stand ist: der Inspektor, der sicherstellen sollte, dass noch nichts gebaut wurde, bevor die Baueingabe gemacht wurde, wird zwar schon seit mindestens einer Woche erwartet, ist aber bis jetzt noch nicht erschienen. Da nächste Woche “holy week” ist, besteht wenig Hoffnung auf ein Kommen von seiner Seite. Es wurde mal versprochen, dass die Bauarbeiten nach Ostern beginnen würden. Für positive Überraschungen sind wir immer zu haben :-) Wir rechnen grob damit, dass das Gebäude im September benützt werden kann. Man muss einfach Geduld haben hier- irgendwann wird alles mal fertig.

Jetzt haben wir nochmals ein bis zwei Ferienwochen eingeschaltet mit Tauchen und Freunde treffen in Romblon. Für Thata und Lynnette ist es auch eine gute Zeit die Dokumentation unserer Batulong-Kinder auf Vordermann zu bringen. Für den 19. - 21. Mai hat Lynnette ein Teambildungs-Camp für die 3. und 4. Stufen High School Schüler geplant. Sie wird unterstützt von unseren bisherigen College-Studenten (können üben und sich als Leiter bestätigen) und natürlich Thata. Wir sind sehr gespannt und freuen uns schon darauf. (Bericht wird folgen!)

Batulong Team beim Arbeiten


* Falls jemand eine Patenschaft für College-Studenten übernehmen möchte: 100 Franken im Monat decken alle Kosten inklusive Transport in die Stadt, Material und Uniform usw. sowie die Betreuung durch unsere Mitarbeiterinnen ab.
Zukünftig wollen wir die Anforderungen erhöhen und nur noch Schüler mit Teilstipendien aufnehmen - nächstes Jahr schliessen über 30 von Batulong unterstützte Schüler die High School ab und wenn davon 1/3 die 85% Hürde schaffen würde sind es einfach unverhältnismässig hohe Kosten die auf Batulong zukommen würden. Unverhältnismässig im Sinn von Anzahl unterstützter Kinder - mit den jährlichen Ausgaben für einen College Studenten (ohne/mit geringen Stipendien) könnten wir mindestens 10 Kindern ein Jahr Grundschule finanzieren.

Dienstag, 5. April 2011

Letze Tage in Australien

 
Perth                                                                         alt und neu vereint
Perth - eine angenehme Stadt! Aber für Sightseeing hatten wir noch gar nicht wirklich Zeit, denn der Verkauf unseres Campervans hat erste Priorität. Einerseits schreiben wir unser Verkaufsangebot im Internet aus, andererseits ist die herkömmliche Art, ein Papier ans Anschlagbrett in den Backpacker-Unterkünften aufzuhängen wie vor 15 Jahren eine (mehr oder weniger) effektive Methode. Bis wir die ca 40 bekanntesten Unterkünfte angefahren haben, kennen wir Perths Innenstadt schon ziemlich gut.
Wie wir allerdings sehr schnell merken, gibt es viele Traveler, die ihren Campervan verkaufen möchten und nur ganz wenige, die einen kaufen wollen. Auf unser Inserat reagieren zuerst zwei Australier und zwei angebliche Frauen per e-mail, die versprechen, das Auto ungesehen zu kaufen und es dann durch einen Kurier aus Malaysia abholen zu lassen. Die Zahlung wäre per paypal. Wir wurden schon gewarnt, dass so Typen sich melden würden, aber wenn man sie dann so liest, ist man doch irritiert, dass es da einer auf Reisende abgesehen hat, die ihr Fahrzeug verkaufen möchten.
Als wir realisieren, dass die Chance auf ein Verkaufen zu einem vernünftigen Preis minimal ist, bringt uns der Zeltplatzbesitzer hier auf die Idee, unser Mobil im Caravanpark für nur 2AU$ pro Tag stehen zu lassen und dann nach unserem nächsten Philippinenaufenthalt nochmals hierher zu kommen und weiter damit zu reisen. Voraussetzung ist aber, dass wir eine westaustralische Nummer beantragen, denn die Registrierung für New South Wales läuft Ende Juni ab.
Zwar erhalten wir nochmals ein paar Anfragen zum Auto und ein deutsches Geschwisterpaar kommt vorbei um unseren Campervan anzusehen, aber für so Mädels, die kaum über 20 sind, ist unser Fahrzeug zu teuer.
Wir müssen also - nach der Installation der obligatorischen Abfahrsperre - zur Fahrzeugsinspektion, um die begehrenswerte westaustralische Nummer zu bekommen. Noch während wir warten, hören wir, wie viel der junge Experte mit den langen Haaren beim Auto einer Australierin beanstandet und die Hoffnung durchzukommen schwindet. Wenn er bei ihr die Verdunklungsfolie, die ein paar Blasen habe, kritisiert, was wird er dann alles bei unserem 18jährigen Fahrzeug finden? Wir sehen schon den neuen Termin, den wir abmachen müssen und dass wir keinen Flug mehr kriegen um noch rechtzeitig zu einer Abschlussfeier auf den Philippinen zu kommen. So unsere Gedanken.. aber welch Wunder- wir kommen durch und sind kurze Zeit später stolze Besitzer einer weiss-blauen westaustralischen Nummer. Yeah! 
Verbotenes Bild bei der Fahrzeugkontrolle - kurz nachdem ich dieses Foto gemacht habe, kamen sie auf mich zu und sagten, fotographieren sei verboten. Vermutlich wollen sich die Experten später nicht irgendwo im Internet sehen.
Kaum zu Hause (auf dem Campingplatz, der nun schon eine Weile unser zu Hause ist) buchen wir unsere Flüge: am 4. April fliegen wir ab und am 5. sind wir in Cagayan de Oro, können noch eine Nacht schlafen um dann am nächsten Tag zwei Abschlussfeiern der High school mitzuerleben. Auch wenn das Auto immer noch ausgeschrieben und noch nichts definitiv ist - wir glauben, dass wir unser Heim auf 4 Rädern hier parken und dann im November oder Dezember dieses Jahres wieder damit weiterfahren werden. Irgendwie freuen wir uns darüber- in Anlehnung an das Lied „ich hab noch einen Koffer in Berlin“ würden wir dann singen „wir haben noch einen Campervan in Perth“ ..
Noch nie haben wir uns ausserhalb der Schweiz mit so vielen Freunden und Bekannten getroffen wie hier in Australien. Zuerst Ursina und Matthi im Barossa Valley, dann Beatrice und Beat, die wir insgesamt drei Mal getroffen haben (Südaustralien, Exmouth und hier in Perth wieder) und Kurt - nach 40 Jahren! Kurt war mein (Franca) ehemaliger Nachbar in der Kindheit und mit Mäge in der selben Konfirmationsklasse. Wir hätten uns natürlich nicht mehr wiedererkant - man verändert sich ja schon ein bisschen in 40 Jahren - aber es war sehr spannend und angenehm mit jemandem zu reden, der aus unserem Dorf in der Schweiz kommt, aber schon lange im Ausland wohnt.
Schweizertisch: mit Beatrice, Beat und zwei weiteren Schweizern. - Wiedersehen nach 40 Jahren mit Kurt.
Nun sind also unsere Tage hier gezählt und so geniessen wir nochmals ganz intensiv das, was Australien für uns ausmacht: der Duft der Bäume, Eukalyptus, Pinien usw.., die Ruhe (sogar hier etwas ausserhalb von Perth), die wir auf den Philippinen vermissen werden.., die Tiere (hier auf dem Campingplatz mindestens drei verschiedene Papageienarten), die Leute, mit denen man über mehr als nur woher man kommt, wo man hingeht usw sprechen kann und die einfach sehr sehr freundlich und kommunikativ sind.
 
Schwarze Kakadus beim Schmusen                              Fischadler
kleine Fische. Wenn sie nicht vor einer Hand       Westaustralische Prachtsternschnecke schwimmen,dann 2 cm vor der Taucherbrille!
In den letzten 3.5 Monaten haben wir unglaublich viel erlebt und gesehen: Tasmanien - mit Tieren, von denen wir zum Teil gar nichts gewusst hatten, vegetationsreicher Natur und überraschend kühlen Temperaturen. Südaustralien - eine Überraschung! Wir haben diesen Staat ganz neu entdeckt und erst zu einem kleinen Teil gesehen; in bleibender Erinnerung sind die Delphine und Seelöwen. Die lange Fahrt durch den Nullarbor und zur Westküste, dann die Küste dem indischen Ozean entlang hinauf- Australien mit seiner Weite und Leere, roter Erde und Graslandschaften. Exmouth und der Zyklon Carlos - spannende Tage und Nächte im Evakuationszentrum und danach Sonne und Sommer pur. Unter Wasser ein Reichtum an Tieren wie Schildkröten, Haie, Fischschwärmen, Rochen usw und am Abend im Sand das Herauskriechen der kleinen Greenturtles.
Wir verlassen den Kontinent mit sehr vielen schönen Erinnerungen und freuen uns schon auf ein Wiedersehen.