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Samstag, 5. Februar 2011

Durch den Nullarbor


Eyre Peninsula
Lange haben wir hin und her überlegt, ob wir eine dieser Touren zum Schnocheln mit Seelöwen buchen sollen. Das Tauchen mit ihnen haben wir - nachdem wir die Preise pro Tauchgang gehört haben - sofort wieder verworfen. Für diesen Betrag tauchen wir 10 x auf den Philippinen!
Das Ehepaar, das diese Trips anbietet, hat vor 18 Jahren die Seelöwen und Delfine in der Baird Bay angetroffen - und da man mit dem Boot hinausfahren muss, sind wir froh, dass wir diesen Ausflug mit ihnen buchen können. Unsere eigene Erfahrung mit Seelöwen liegt auch schon 15 Jahre zurück, wo wir beim Hinausschnorcheln zu einem Felsen mit jungen Seelöwen-Männchen schwimmen und spielen konnten.
Am Vorabend campen wir ganz einsam auf einem Plätzchen ausserhalb von Baird Bay- eine ganze Weile betrachten wir nur den Sternenhimmel, der auf der Südhalbkugel und ohne Lichtverschmutzung einfach spektakulär ist. Ein „bearded dragon“ (bärtiger Drachen) ist das einzige Tier in der Nähe, sonst ist es sehr ruhig - das übliche Geplapper und Gekreische der Ppageien ist hier kaum zu hören.

Am nächsten Tag sehen wir schon nach einer kurzen Bootsfahrt die Delfine! Wir haben Glück- die Sicht ist nicht allzu schlecht und die Delfine sind kontaktfreudig. Schon dieser erste Teil unseres Ausflugs ist atemberaubend, denn noch nie haben wir diese Meeressäuger so klar und vor allem so viele zusammen (es waren glaub sieben insgesamt) gesehen.
So viel auch gesagt und geschrieben wird über das Erlebnis, mit Delfinen zu schwimmen - gegen die quirligen, verspielten Seelöwen wirken sie fast langweilig. Die meisten Seelöwchen sind erst ein halbes Jahr alt und Alan erklärt, dass sie erst seit ein paar Wochen spielen und dass man ganz ruhig bleiben soll, wenn sie einen beissen :-). Wie junge Hunde „knabbern“ sie auch an Händen, Füssen oder bei mir am Knie, ohne einem weh zu tun. Wichtig ist, dass man nicht panikartig reagiert und ruhig bleibt, damit sie nicht noch mehr zuschnappen und lernen, wer diese Menschen sind und dass es eigentlich nicht so interessant ist zu beissen. 

Wir geniessen das Schnorcheln in vollen Zügen und es ist schön zu wissen, dass die Seelöwen genauso Spass haben daran - sie wollen gar nicht aufhören, kommen mit uns zum Boot und schwimmen einige Zeit mit-immer gefährlich nahe an der Schraube. Dieses Erlebnis war wirklich einzigartig!
Gerade nach dem Schnorcheln fahren wir weiter von der Küste weg und ein Verkäufer meint „oh, ihr fahrt ins Landesinnere - dort ist es noch heisser“ Nachdem wir nun einige Zeit geklagt haben über das kalte Wetter in Tasmanien kommt jetzt ein kleiner Exkurs über die Hitze hier. Auf dem Weg nach Baird Bay, mitten im Nirgendwo und kilometerweit von der nächsten Siedlung entfernt liegt auf einem Hügel ein Friedhof. Wir halten an, um an dieser Gedenkstätte etwas mehr über die Bewohner dieses Landes zu erfahren. Die Hitze erschlägt uns fast. Wie heiss ist es an der Sonne, wenn es 45-50° im Schatten ist? Am intensivsten brennt es auf die ungeschützten Fussrücken, das Herz beginnt zu klopfen und plötzlich meldet sich der Kreislauf. Bei uns zu Hause verkriechen sich die Schnecken im Boden, wenn es heiss ist - hier kriechen sie so hoch wie möglich auf Gräser und Grabsteine. Mäge meint, ich könne jetzt die Backofentür wieder zumachen....
Wir fahren also ins Landesinnere in der Nähe von Minnipa, weil wir dort weitere Freunde aus der Schweiz treffen wollen. Auf einem hübschen Busch-Campingplatz warten wir bei 43° auf Beatrice und Beat. Nachdem wir uns in Port Lincoln verpasst haben, klappt das Treffen hier im outback problemlos. Trotz Hitze verbringen wir einen schönen Abend zusammen und besuchen am nächsten Tag noch den Pildappa Rock.



Unsere Wege trennen sich dann wieder in entgegengesetzter Richtung, aber vielleicht kreuzen sie sich nochmals irgendwo in Westaustralien. Wir fahren wieder an die Küste, wo eine „Kaltfront“ erneut den Gebrauch des Schlafsacks erfordert. Temperaturmässig ist Australien definitiv ein Land der Extreme.
Hier sonst noch ein paar Gedanken am Rande zu Land und Leuten. Der Linksverkehr beeinflusst hier mehr Bereiche des täglichen Lebens als man erwarten würde. Auf dem Trottoir geht man auch links aneinander vorbei und wir „Rechtsherumorientierten“ wollen ein Einkaufszentrum beim Ausgang betreten. Die Rolltreppen sind plötzlich verkehrt und oftmals lassen sich Türen nur auf die für uns falsche Seite öffnen.
Als gewisse Eigenheit hat Australien auch 4 Zeitzonen. Obwohl wir es grundsätzlich wissen, haben wir bei der Überfahrt von Victoria nach Südaustralien vergessen, unsere Uhren eine halbe Stunde zurück zu stellen - und kamen 30 Minuten zu früh zum Frühstück bei unseren Freunden Ursina und Matthi (die sich nichts anmerken liessen :-)). Nun steht eine weitere Zeitkorrektur von - 45 Min bevor. Und dies für lächerliche 350 km (auf einer Strecke, wo man locker 500 km pro Tag fährt, weil es nur flach ist und geradeaus geht) nach der westaustralischen Grenze. Beim Örtchen Caguna wird dann noch einmal eine Dreiviertelstunde zurückgestellt. 2 Stunden Zeitunterschied zwischen dem Osten und dem Westen - auf 4 Zeitzonen verteilt und dazu hat Westautralien keine Sommerzeit. Konkret heisst das: im Osten gibt es lange Sommerabende mit Sonnenuntergang um 21 Uhr, im Westen dann im Ganzen drei Stunden früher!
Was uns immer wieder positiv überrascht ist die unkomplizierte Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Aussis. Dass sie statt „Grüezi“ „wie geht es dir“ sagen ohne unbedingt eine Antwort zu erwarten und die Verkäuferin zu Mäge „Schatz“ (darling) und „Liebling“ (love) sagt, ist dann schon etwas gewohnheitsbedürftig.
Grundsätzlich sind Australier einfach sehr kontaktfreudig und immer bereit für einen Schwatz und die small talks können vom Wetter, über Reiseziele bis zu sehr Persönlichem gehen. 
Nullarbor
Nun sind wir noch ein paar Kilometer vom westaustralieschen Staat entfernt - im Landesteil der Nullarbor heisst - aus dem Lateinischen für „kein Baum“. Ab und zu gibt es zwar mal ein Büschchen, aber sonst ist wirklich für etliche Kilometer kein Baum zu sehen. Die trockene Ebene ist das Zuhause von Känguruhs, Wombats und wilden Kamelen. Aber man ist eigentlich froh, wenn man diesen Tieren nicht begegnet- denn die Begegnung würde kurz vor dem Auto stattfinden und mit einem toten Tier und Schaden am Auto enden. Die vielen toten Känguruhs am Strassenrand zeugen davon und es wurde uns abgeraten, nach 16 Uhr noch zu fahren, weil dann die ersten Tiere die Strasse überqueren.
So reicht uns die blauzüngige Echse und der Adler, der in guter Distanz seine Kreise zieht. 
 
                                                                  Blauzungenechse, die auch als der Road Train (mehrteiliger Anhänger-Lastwagen) wenig neben ihr vorbeirast, mit ihrer blauen Zunge faucht 
 
 Windmühlen für die Wassertanks                               Sanddünen bei Fowlers Bay

 
Die Südküste von Australien - hohe, spektakuläre Klippen
Bis jetzt sind wir kaum an Orten gewesen, die wir 1989 besucht hatten- aber heute trafen wir sogar jemanden von jener Zeit: in Nundroo hatten wir damals einen Zwangsstop von einer Woche, weil wir wegen eines Schadens auf den Ersatzmotor warten mussten. Tagsüber wurde unser Holden in die Garage gefahren, in der Nacht wieder hinaus, um uns als Schlafstätte zu dienen. Der damalige Mechaniker ist schon pensioniert, aber sein Sohn Wayne (damals 14 Jahre alt), mit dem Mäge auf die Felder gefahren ist, um die Kaninchenfallen zu checken, ist nun der Nachfolger in der immer noch gleich aussehenden Garage.
Klar, konnte er sich nicht mehr an uns erinnern, aber der Besuch war trotzdem ein Erlebnis. 
 Grüsse ca 16000 km nach Hause ...


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