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Freitag, 14. Januar 2011

Teddybären

Wie freuen wir uns, als wir nach vielen Tagen Waldleben (in Nationalparks) wieder einmal das Meer sehen. So schön die mächtigen Eukalyptuswälder auch sind und so spannend und zahlreich die Tierwelt dort - so ein langer, weisser Sandstrand mit Felsbrocken alle paar Kilometer, auf denen jemand mit orangeroter Farbe Kleckser gemacht zu haben scheint, ist mehr als nur ein netter, abwechslungsreicher Anblick. Aber bevor wir an diesen hübschen Flecken auf Tasmanien kommen, wird uns beim „fully booked“ auf einem Campingplatz wieder einmal bewusst, dass immer noch die grossen Sommerferien sind. Und genau in diesem Abschnitt, nördlich von Hobart, gibt es auch praktisch keine Möglichkeit, irgendwo wild zu campen. Wir fahren also einfach weiter und schauen in jede Naturstrasse rein, die vielleicht einen Übernachtungsplatz bieten könnte - aber meist steht ein paar Meter weiter hinten ein Eingangstor zu einem Privatgrundstück. Doch plötzlich ist da ein Campingplatz, der nicht in unserem Campingführer drin ist- mit kleinem See und viel viel Platz und jeden Abend Besuch von neugierigen Opossums. Auch hier gilt - niemals füttern, sonst wird aus den niedlichen Tierchen bald eine Plage.
Der Freycinet Nationalpark etwas weiter oben ist einer der ältesten und bekanntesten und tatsächlich auch einer der schönsten. Wir campen etwas ausserhalb an den Friendly Beaches: kilometerweit weisser Sandstrand, praktisch menschenleer - ein Traum. Zwar gibt es ein Plumpsklo dort, aber sonst nichts.
unser Plätzchen, nur Sand und Meer, Mäge (ganz klein,in den Wellen) im 15°igen Wasser, ohne Anzug!

Weil der Nationalpark auch für seine Unterwasserwelt bekannt ist und wir in Hobart noch Surfanzüge gekauft haben, wagen wir uns ins 15grädige Wasser: überraschend viele grössere Fische sind zu sehen und so wird auch klar, warum die Australier so oft Fish and Chips essen (wir lieben es :-)) Auch der Kelp, der in den Wellen hin und her gewaschen wird, ist imposant. Von den Seelöwen, die hier nur von Ausflugsschiffen aus zu sehen sind, hoffen wir in Westaustralien dann mehr zu sehen.

Kelp (bull kelp)                                                         Die bekannte Wineglass-Bay

Das Gute am Campen, vor allem am einfach campen ist, dass man selbstverständliche Dinge wie frisches Wasser (wir haben immer ca 30 Liter mehr oder weniger gutes Trinkwasser mit dabei - das letzte Mal vor Freycinet war es aber so mit Chlor und anderem angereichert, dass man es nicht trinken konnte), ein WC oder eine Dusche ganz neu zu schätzen lernt. Klar könnte man auf Campingplätzen mit all diesen Einrichtungen übernachten, aber dann fehlt einem die Atmosphäre in einem Nationalpark und die Tiere, die vor allem in der Nacht und am frühen Morgen vorbei kommen.
Magpie                                                                            Rosella
Waren es vorher eher Pademelons oder Opossums, kommt an den Friendly Beaches Wallabies vorbei.. eines sitzt einen ganzen Nachmittag neben uns unter den Büschen.
 
nein nein, dies ist kein Schnee, nur weisser Sand..

Nach einem Einkaufs-Dusch- und Laundromat-Ausflug nach Bicheno fahren wir weiter Richtung Norden mit Ziel St. Helens. Ziele kann man sich beim Reisen zwar stecken, aber man muss immer gefasst sein, dass man sie nicht erreichen könnte. Wir entscheiden uns spontan für eine 5 km längere Route über den Elephant Pass, wo es ein bekanntes Pancake-Restaurant geben soll. Die Pfannkuchen sind wirklich sehr fein, aber als wir unsere Fahrt fortsetzen wollen, geht nichts mehr. Die Batterie ist es nicht, aber mit dem Anlasser ist etwas nicht in Ordnung. Wir werden in den nächsten Ort abgeschleppt - nach einem ersten Besuch in der Autogarage dann auf einen Gratis-Campingplatz, wo es sogar warme Duschen gibt. Geplant wären zwei Nächte gewesen, aber weil der erste Austausch-Anlasser nicht passt, werden sogar drei Nächte daraus. Der Rastplatz bietet jedoch interessante Kontakte und wir lernen einige pensionierte Australier, Engländer und Neuseeländer kennen, die in ihrem Bus oder Campervan leben und einfach so von Ort zu Ort fahren und Tasmanien wahrscheinlich kennen wie kaum jemand. Am zweiten Tag kommt ein Mann auf uns zu und fragt uns, ob wir den Wetterbericht gehört hätten und seine Schilderung klingt ziemlich dramatisch: er spricht von Erdrutschen, Überschwemmungen, heftigen Sturmwinden. Nein nein, wir seien schon sicher auf dem Rastplatz, aber es könnte sein, dass die Strassen nicht mehr passierbar sein würden. Nun ja, was wollten wir tun ohne Anlasser - es bleibt nur zu warten und zu hoffen. Alle anderen Mit-Camper fahren ab und suchen höher gelegene Orte auf - wie Ratten scheinen sie das sinkende Schiff zu verlassen. Der Regen wird stärker und wir schieben unseren Nissanbus nahe an den Toilettentrakt heran, denn wer will schon durch Pfützen gehen in der Nacht auf dem Weg zur Toilette? 
nach dem Schieben des kaputten Autos im Regen
Bei der Abfahrt aus dem Örtchen St.Marys sind die Strassen noch praktisch nicht überschwemmt, aber viele Bäche und Flüsse sind schon über die Ufer getreten oder sind kurz davor - bei einer Brücke ist vielleicht noch eine handbreit Platz, danach wird sich die Wassermasse über die Strasse wälzen. St Helens ist keine Option mehr, denn der Ort sei überflutet und die Strände, wo wir hin wollten zum schnorcheln, seien evakuiert worden. So fahren wir halt eher Richtung Inland, aber auch gegen Norden.
Nur schon 50 km weiter wird es wieder recht trocken und nach 100 km müssen wir zuerst einmal einige Schichten unserer Kleider ablegen, denn hier ist es etwa 5 Grad wärmer- vielleicht 23 Grad.
Noch am gleichen Tag erreichen wir die Nordküste in der Nähe von Devonport - im Nationalpark, an dem wir ganz am Anfang waren und der uns so sehr gefallen hat, dass wir nochmals vor der Abfahrt aufs Festland da hin wollten.
Her rennen Teddybären an einem vorbei! Die Wombats sehen für uns genau aus wie Teddybären, noch mehr als ihre Verwandten, die Koalas (von denen es übrigens keine gibt auf Tasmanien), die man ja immer nur auf Bäumen sieht. Die etwa 70 cm grossen Wombats laufen auch mit einem Bärengang und sind sehr friedlich, etwas schüchtern-sie fressen nur Gras und Pflanzen. Aber hier ist einer der einzigen Orte, wo sie auch ihre Bauten haben und man sie tagsüber immer mal wieder sieht.
Mutter und Kind- Wombat
Vielleicht dachten wir, dass wir dem Regen davon fahren können- aber da haben wir uns getäuscht. Gestern Abend hat es nur leicht geregnet und Wallabies, Wombats und Pademelons haben noch friedlich um unseren Bus herum gegrast (hab 6 Pademelons gezählt um 9 Uhr abends), aber die Nacht über hat es immer weiter geregnet und gewindet, so dass wir vorsichtshalber auch unsern Poptop herunter nahmen. Die Pfützen wurden immer grösser, Mäge’s Plastikpantoffeln sind dann mal ein paar Meter davongeschwommen und ein Gang zur Toilette ist nur noch durch knöcheltiefes Wasser möglich.
 
Jetzt im Moment sind die Toiletten ausser Betrieb, weil die Wassermassen dort glaub die Pumpe überfordern.
Ganz klar, im Vergleich zu der Katastrophe, wie sie in Queensland passiert ist (und da habt ihr bestimmt mehr gesehen und gehört als wir, weil wir ja kein Fernsehen haben) ist dies nur ein Klacks. Dennoch bringt es uns einmal mehr zu Bewusstsein, wie wir der Natur ausgeliefert sind - gerade, wenn alles, was man hat, ein Nissanbus ist. Zu sagen ist, dass er völlig dicht ist und von einem Bastler sehr gut eingerichtet wurde: Die Platte, auf der in der Nacht die Matratze liegt, dient uns jetzt als Tischchen und man kann also auch im Regen einige Stunden hier verbringen.
Wir werden jetzt dann zum nächsten Ort fahren, denn unsere Vorräte sind auch aufgebraucht, und versuchen einige Informationen zur Wetterlage zu bekommen. Heute ist Freitag, der 14. Januar und am Montagmorgen, 17. Januar, haben wir die Tagesüberfahrt mit der Fähre gebucht.
Noch am selben Abend wollen wir - falls möglich - die ersten 100 km Richtung Adelaide fahren und dann am nächsten und übernächsten Tag die ca 600-700 restlichen zurücklegen, weil wir am 19. unsere Freunde Ursina und Matthi im Barossa Valley treffen möchten. Allerdings soll es dort auch Überschwemmungen haben - aber wir hoffen nun einfach, dass sich die Wettersituation bis dann verbessert hat.
Eben sind ein Wallaby und vermutlich ein Bandicoot (kleine, ca rattengrosse Beuteltiere) vorbeigerannt - ob das ein positives Zeichen ist?
Aktuelle News: die Brücke aus dem Nationalpark heraus ist überflutet und es ist unmöglich, da durchzukommen - auch für den Sanitär, der die Toiletten flicken müsste.
Jetzt sind wir in einem anderen Teil des Nationalparks (ganz alleine), wo sonst die Camper mit Pferden sind: diese normalen Plumpsklos können kein Problem mit der Pumpe haben. Zwei andere Camper - etwas älter als wir - hatten gestern eine schlaflose Nacht, weil ihr 15Dollar-Zelt nicht dicht war und fast weggeblasen wurde. Heute wollen sie im Toilettengebäude übernachten und als wir realisieren, dass sie keine Matratzen haben (nur eine Decke), können wir ihnen drei unserer 5 Schlafsäcke anbieten, denn hier ist es nicht mehr so kalt und unsere neuen reichen uns.
>So geht ein Tag mit einigen Wetterereignissen zu Ende - mittlerweile hat es aufgehört zu regnen und die Sonne schien sogar zwischendurch - nur der Wind bläst noch ziemlich. Auch viele Tiere haben wir gesehen und neue Leute kennengerlernt. Zwischendurch konnten wir sogar unsere Mails abrufen - auf einem Streifen von vielleicht 10m hatten wir auf der Strasse zwischen den beiden Campingorten Vodafone-Empfang und somit Internet. Zu essen gab es Tom Yum (thailändische Suppe) mit Shrimps aus der Dose, den letzten Champignons, Zwiebel und Knoblauch und etwas Teigwaren drin. So lange man Teigwaren hat, verhungert man nicht :-)

1 Kommentar:

  1. Wir sind wohlbahalten in Victoria angekommen und jetzt schon in Südaustralien. Der nächste Blog folgt bald (wir hatten ein bisschen Schwierigkeiten mit dem Internet)

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