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Mittwoch, 17. November 2010

Camiguin - Calaanan - Bohol


Camiguin
Jeweils die Woche vor Halloween ist schulfrei und so nutzen wir die zweite Hälfte, um für ein paar Tage nach Camiguin zu fahren und Claire noch etwas anderes als nur Cagayan de Oro zu zeigen.
Wir gehen unter anderem zu den Tuasan Wasserfällen, wo wir vor 25 Jahren Thata getroffen hatten. Damals wanderten wir während einer Woche mit Freunden (die uns ins Leben und Reisen auf den Philippinen einführten) über die Insel Camiguin und auf den Vulkan Hibok Hibok. Bei den Tuasan Fällen war dann die 18jährige Filipina, die zu schüchtern war, sich zu den Männern unserer Gruppe hinzusetzen. Ich machte ein Foto von ihr und schickte es ihr von zu Hause aus.. und es entstand ein lockerer Briefkontakt. Ein Jahr später, als wir wieder nach Camiguin reisten, trafen wir Thata erneut und entschlossen uns, ihr Collegestudium zu finanzieren. Nie hätten wir gedacht, dass sie 23 Jahre später die Managerin des von uns gegründeten Hilfswerks werden würde.
Wir fahren um die Insel und hinauf nach Mainit, wo Feliza, Thata’s Schwester, mit der 82jährigen Mutter wohnt. Mit Feliza als Führerin wandern wir hinauf zu den Wasserfällen und geniessen ein kühles Bad in einsamer Umgebung.  

Beneficiaries’ event
Die Nachmittagsveranstaltung für die Stiftungsratsmitglieder von Batulong hat schon fast Tradition, ist aber immer wieder ein schöner, berührender Anlass für uns. Alle unterstützten Kinder zusammen zu sehen mit deren Eltern und Lehrern ist schon ein überwältigender Anblick. Und für die Kinder ist es nicht ein Muss, sondern viel Spass und Freude, bei den Darbietungen (meist Tänzen) mitzumachen.
Am besten lassen wir ein paar Fotos sprechen und von dem Nachmittag erzählen.

Programm                            Tanz der Lehrerinnen
 
Tänze der Kinder
 
die 75jährige Urgrossmutter von Arpin (siehe Blog vom April)

Essen (Toast mit Spaghetti) für 300 Kinder 

nicht nur rosa Seiten

Eigentlich können wir nicht klagen: bis jetzt hat hier alles recht gut geklappt, wir hatten keine medizinischen Notfälle wie sonst jeweils und auch das Leben und Reisen auf den Philippinen ist heutzutage um einiges einfacher als noch vor 25 Jahren zu unseren Pionierzeiten.
Für Claire, die das erste Mal in Asien war, gab’s aber doch fast die ganze Palette der Dinge, die so passieren können. Nach zweimaligem Nachfragen im Büro eines Schnellverkehrsbootes über die Abfahrtzeiten müssen wir am Morgen feststellen, dass gar kein Schnellboot nach Bohol fährt. Wir könnten die halbe Strecke fahren und nochmals auf Camiguin übernachten oder mit einem grossen, aber sehr langsamen Schiff die Nacht über fahren. Wir entscheiden uns für das grosse und verbringen so 15 Stunden auf See, allerdings 5 davon in einem Hafen. Da wir aber eine Kabine haben, können wir uns noch ein paar Stunden hinlegen, bevor wir um Mitternacht auf Bohol ankommen. 

Dort nehmen wir - todmüde - das erstbeste Guesthouse und versuchen in den engen, fensterlosen Zimmern noch ein paar Stunden Schlaf zu finden.
Auch bei unserer Arbeit im Hilfswerk gibt es immer wieder Situationen, die eher unangenehm sind. Für unsere Essensausgabe am Mittag (für jedes Kind gibt es jeden zweiten Tag ein Mittagessen) sind wir auf die Mithilfe der Eltern angewiesen: abhängig von der Anzahl unterstützter Kinder muss ein Elternteil ein oder zweimal pro Monat Kochdienst leisten oder wenn beide berufstätig sind, Feuerholz bringen. Leider gibt es immer einige, die unentschuldigt fern bleiben und die Dienst tuenden Eltern ärgern sich dann über jene. Auch von einigen unterstützten Schülern hören wir, dass sie die Schule schwänzen und sowohl bei den Eltern wie auch den Kindern müssen wir klare Richtlinien durchgeben, dass solches Verhalten Konsequenzen haben kann (z.B keine Mittagessen mehr für die Kinder der schwänzenden Eltern oder Ausschluss aus dem Unterstützungsprogramm von Batulong, wenn die Kinder nicht regelmässig die Schule besuchen).
Neben den super Erfahrungen, die wir mit „unseren“ Collegestudenten haben, erleben wir leider auch einen Dämpfer: wir müssen unsere Unterstützung für eine Collegestudentin wieder abbrechen, weil sie uns gegenüber nicht ehrlich war und vermutlich gar nicht mehr richtig interessiert ist an einem Studium.
Die Filipinos haben - aus unserer Sicht- eine ziemliche Unsitte: wenn sie erwischt werden, dass sie gelogen, gestohlen oder sonst etwas Unehrliches gemacht haben, leugnen sie zuerst einmal alles. Erst wenn man sie hartnäckig mit Tatsachen konfrontiert, geben sie es dann zu - aber sie würden sich nie für ihr Verhalten oder Leugnen entschuldigen. Meist schweigen sie einfach und starren in den Boden und warten, bis die Sache vorbei ist..
Nach 25 Jahren Philippinenreisen stehen wir in solchen Situationen immer noch am Berg, respektive können das Verhalten der Filipinos nicht wirklich nachvollziehen.
Wie in jedem anderen Unternehmen erfahren auch wir, dass wir nicht nur die Sonnenseiten dieser Arbeit geniessen können, sondern auch die schwierigen, traurigen oder ärgerlichen Situationen dazu gehören und gemeistert werden müssen.

Aber immer dann, wenn man denkt „was für ein schlimmer Tag... „, kommt etwas, was einem sehr viel Freude bereitet und einem zeigt, was die Stiftung Batulong in den letzten 21/2 Jahren alles bewirken konnte.

Gebäude
Von den beiden baufälligen Häusern, die zum Verkauf waren, ist das billigere leider schon vergeben. Eigentlich waren wir schon gedanklich und auch organisatorisch so weit, das andere erwerben zu wollen, als Thata herausfand, dass da noch vier Grundstücke zum Verkauf sind. Wir sind jetzt gerade in Romblon und haben mit Hilfe von Fotos eine Idee, wie das Grundstück aussieht. Da es genau gegenüber der Schule liegt, wäre der Standpunkt ideal. Im Moment sind wir etwas am Abklären, was für Kosten auf uns zu kommen. Der Bau des Gebäudes ist dann der zweite Schritt - aber darüber dann in einem anderen Blog-Beitrag.
Wenn wir wieder in Cagayan de Oro sind, wollen wir uns aber auch gerade als Batulong Foundation Philippines registrieren, damit wir als Stiftung Land besitzen können (sonst dürfen nur Filipinos Land besitzen).

Bohol
Als Abschluss von Claire’s Philippinenaufenthalt entscheiden wir uns, einige Tage in Bohol zu verbringen. Ursprünglich wollten wir die Reisterassen im Norden der Philippinen besuchen, aber nach dem Taifun und weiteren heftigen Regenfällen wagen wir die Reise nicht und bleiben lieber in der Nähe, in den Zentralphilippinen, wo das Wetter gut ist.
Reisfelder - auch leicht terassierte - gibt es hier sehr viele.
 
Claire beim Schwimmen                                        Reisfelder                  
frisch gesteckter Reis

  .. und Ernte, dreschen, Spreu entfernen ..
trocknen                                                                    Wasserbüffel sind faszinierende Tiere

Ganz speziell ist hier der Tarsieraffe, auch Koboldmaki genannt, der sich vor allem von Insekten ernährt. Mit seinen 12-15 cm Grösse gilt er als kleinster Primat.

Man sieht es ihren grossen Augen an: sie sind eigentlich nachtaktiv.. und schlafen deshalb tagsüber.
Für Interessierte: http://www.bu-on.de/wissen/tarsier/tarsier.htm
 
  Chocolate Hills.. Schokoladehügel heissen diese Hügelchen.. im Sommer (März, April) sind sie ganz braun. 
Mahagoni-Wald: das erste Mal waren wir hier vor 15 Jahren. Die Bäume sind stattlicher geworden! Und die Waldbewohner auch.. vor allem diese Mega-Tausendfüsser, 15-20 cm lang!

Grössenvergleich: Tausendfüsser, 5 Peso - Stück

Zum Schluss möchte ich noch ein paar Beobachtungen und Eindrücke von Claire zitieren. .
Sie hat immer wieder überrascht bemerkt, wie sauber die Filipinos und Filipinas sind. Sie meinte, es sei doch sehr überraschend, dass bei dieser Hitze niemand stinke. Wir können ihren Eindruck nur bestätigen: die Filipinos rangieren in Bezug auf Körperhygiene ganz vorne.

Claire sagte, sie habe sich nie merkwürdig gefühlt, wenn sie bei einer sehr armen Familie zu Hause war, nie wie ein Eindringling oder deplaziert mit dem Gefühl, als „Reicher“ zu den Armen zu kommen.

Sie war gerührt von den freundlichen, „schnügeligen“ Kindern. Auf den Philippinen ist es üblich, dass Kinder gegenüber einem Erwachsenen (oder Erwachsene gegenüber einer Grossmutter) ihren Respekt ausdrücken, indem sie die Hand der älteren Person nehmen und den Handrücken an ihre Stirn führen. So berühren unsere Hände unzählige Kinderstirnen.

In der Zwischenzeit ist Claire wieder gut in der Schweiz angekommen und Dank Schwedenofen hat ihr der Temperatur-Schock hoffentlich nicht allzusehr zugesetzt. Mäge und ich besuchen unseren Freund Joe auf Romblon und geniessen einige Tauchgänge und ruhige Stunden am Meer.
Bevor die Sozialarbeiterin mit ihrer Arbeit beginnt, wollen wir wieder in Cagayan de Oro sein - ob wir über Manila reisen oder „querfeld- respektive querinsel-ein“, wissen wir noch nicht.



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