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Freitag, 20. Mai 2011

Adieu bis im Oktober

Es tut nicht nur uns gut, zwischen den Aufenthalten im Stiftungsgebiet etwas Ferienzeit einzuschalten, es ist auch immer interessant zu sehen, ob Aufgaben von unseren Mitarbeiterinnen erledigt werden können, alles verstanden wird oder Probleme aufgetreten sind.
Das Ziel, die Dokumentation über die von uns unterstützten Kinder auf Vordermann zu bringen, konnte bis jetzt zu einem Grossteil erreicht werden, aber Thata und Lynnette haben noch ein paar Aufgaben, die sie bis Ende Juni erledigen werden.
Mäge und ich versuchen, unsere Erwartungen (schweizerische Genauigkeit) mit der Mentalität hier (“Hauptsache ich weiss, wie die Kinder aussehen”) zu verbinden. Seit wir eine zweite Mitarbeiterin haben, wird etwas mehr Organisation und Durchblick aber sowieso immer nötiger.
Weil wir nun auch eine philippinische Stiftung sind, ist zusätzlich eine Buchhaltung hier im Land gefragt - und dies wird immer noch wie anno dazumal bei uns handschriftlich in ein grosses Buch eingetragen. Unser Gespräch mit dem Buchhalter, der Thata gezeigt hat, wie es geht, hat aber viele Vereinfachungen gebracht und wir hoffen, dass diese Arbeit somit in etwas kürzerer Zeit erledigt werden kann.
Uns scheint, dass ganz allgemein die Philippinen eine ähnliche Zeit erleben (und zum Teil auch auf dem Stand sind) wie wir in den 70er-Jahren. Ich erinnere mich, dass z.B die Fertigprodukte “in” waren, aber unsere Gesellschaft nicht wusste, wo mit dem vielen Abfall hin.
Andererseits stecken die Philippinen stark zwischen den Kulturen ihrer beiden Kolonialmächte: Spanien 1565 - 1898 bis und die USA von 1901 bis 1946. Dazu kommt noch die asiatische Mentalität.
Ein Beispiel: Grundsätzlich geht der Filipino jeglicher Konfrontation aus dem Weg und versucht immer sein Gesicht zu wahren (asiatische Mentalität), das heisst, er gibt weder zu, wenn er etwas falsch gemacht hat, noch konfrontiert er jemanden, wenn dieser etwas falsch gemacht hat. (was ihn allerdings nicht davon abhält, hinter dessen Rücken über ihn zu schimpfen). Im Gegensatz dazu schauen die Filipinos sehr gerne die amerikanischen TV (Mittags-)shows, die genau wie in den US und auch bei uns Konflikte austragen (Familiendramas). Ebenso scheint es beim Friedensrichter zuzugehen (laut unserem Freund in Romblon), wo aufgestauter Frust laut und lang herausgelassen wird. Den Mittelweg, jemandem nett und ruhig zu sagen, wenn etwas nicht in Ordnung ist oder man Mühe hat mit etwas, gibt es weniger (z.B erzählte uns gerade heute eine Frau von ihrer Angestellten, die ihr regelmässig die Wäsche beim Bügeln verbrannt hat. Sie habe ja nicht schimpfen können, also sagte sie ihr,sie solle wieder gehen....)
Das spanische Blut in den Adern der Filipinos ist wohl zusätzlich der Grund, dass es - wenn mal ein Konflikt ausgetragen wird - laut und emotional zu und her geht. Aber um ganz ehrlich zu sein, nach vielen vielen Besuchen auf den Philippinen und einer langen Liste von Gegebenheiten ist uns die philippinische Mentalität immer noch ein Rätsel.
Warum wir uns über so Dinge Gedanken machen? Weil wir täglich auf irgend eine Weise mit dieser Mentalität und diesen zum Teil anderen kulturellen Wertvorstellungen konfrontiert werden.
Schon letzten Oktober berichteten wir vom Hausmeister, den wir für das Batulong-Gebäude verpflichten möchten. Er bekommt keinen grossen Lohn, muss aber auch nicht viel arbeiten- vor allem dort sein und dafür besorgt sein, dass niemand Unbefugtes hinein kommt oder nachts einbricht. Rachello scheint uns ideal zu sein, weil er nach einem Unfall seine Arbeit (elektronische Geräte reparieren) nicht mehr gut ausüben kann und deshalb zu Hause ist und auf die beiden Kinder aufpasst. Seine Frau ist oft unterwegs und verdient das Geld. Im Februar hören wir dann, dass die Batulong-Eltern nicht einverstanden seien mit der Wahl - sein Charakter sei zweifelhaft. Auch hier ist vermutlich viel geschwatzt worden untereinander und die Stimmung der Familie gegenüber ist nicht gut. Wir treffen uns zuerst mit den Eltern, wo ein Argument gegen den Hauswart und auch gegen seine Schwiegermutter vorgebracht werden. Später spechen wir mit dem zukünftigen Hauswart-Ehepaar und legen ihnen den Sachverhalt dar. Die Situation ist nicht einfach, aber schlussendlich haben wir nichts Konkretes, was wir Rachello und seiner Frau vorwerfen könnten und unser Eindruck von ihnen ist eigentlich sehr gut. Dass die Schwiegermutter sehr neugierig ist und uns auch gerade vor ein paar Wochen angelogen hat, wissen wir - aber wir stellen ja nicht sie ein.
Wir hoffen, dass sich die Eltern wieder beruhigen und zukünfitges gutes Zusammenarbeiten zwischen Eltern und dem Hauswart-Ehepaar möglich wird.
Batulong Center
Mit Freude können wir verkünden, dass die Bauarbeiten für unser Gebäude hier begonnen haben und recht gut anlaufen. Das Wetter ist praktisch immer schön und trocken und so gibt es auch keine Unterbrüche.
Der momentane Stand der Bauarbeiten: die Aussenwände werden errichtet
Verputzen des Septic-Tanks           und Mischen des Betons - alles von Hand
Reading camp
Für die Kindergärtner (die in die erste Klasse übertreten werden) und für schwache Leser wird jeweils in den Sommerferien (jetzt) ein Lese-Camp durchgeführt. Einige unserer Batulongkinder sind auch dabei und bei einem Mädchen in der zweiten Klasse wird so sogar ein Wiederholen verhindert, denn die Voraussetzung für den Übertritt ist lesen zu können. Wir finden das eine super Idee der Schule und spenden deshalb gerne das Mittagessen für die ganze Camp-Klasse.
Die zukünftigen Leseratten beim Mittagessen
Reis-Verteilung
Einige Male pro Jahr verteilen wir den mitarbeitenden Eltern, die etweder kochen, auf dem Markt für mehr als 150 Kinder einkaufen oder Holz für das Feuer zum Kochen bringen 5 kg Reis. Dies ist sowohl ein Dankeschön von unserer Seite für ihre Hilfe wie auch ein Ausgleich, dass auch die Geschwister der Batulong-Kinder berücksichtigt werden. Es ist schon eine rechte Organiation nötig, wenn rund 200 Eltern kommen, um den Reis abzuholen. Sie bringen ihren eigenen Plastiksack mit und Mitarbeiter wägen dann jeweils die 5 kg von den insgesamt 15 Säcken mit 750 km Reis ab!

Lieferung der Reissäcke und Fassstrasse

Abwägen und Warten, bis der Name von Thata aufgerufen wird

Glückliche Reisempfänger                                          Herr Oblimar trägt seinen Reis nach Hause

Leadership and team building camp
Erstmals wird ein Leiterschafts- und Teambildungs-Camp für die dritte und vierte Stufe High school von Batulong durchgeführt. Das Ziel ist, die Teenager für Leitungsaufgaben innerhalb der Klasse oder der Arbeit in einer Gruppe vorzubereiten. Lynnette, die Sozialarbeiterin, organisiert das Camp, unterstützt von unseren College-Studenten. Während drei Tagen werden die Fähigkeiten der Teenager als Leiter und gut zusammenarbeitendes Team durch Spiele, Gruppenaufgaben und etwas Theorie verbessert. Es ist schön für uns, dass wir trotz Sommerferien nun doch noch einige von Batulong unterstützte Kinder treffen und neu kennen lernen. 
 
Die Organisatorin                               und Teilnehmer
 
Girls aus der 3. und 4. Oberstufe                         Collegestudentinnen, die mithelfen
 
Hüttenbauen                                                           Theorie
 
Jeweils ein Team übernimmt das Kochen

Für uns geht die Zeit auf den Philippinen zu Ende und auch für einige Zeit die Zeit des Reisens. Wir sassen in vielen Jeepneys, Autos und Motorelas, in Flugzeugen und Schiffen und wir freuen uns nun auf die Schweiz, unser Zuhause, unsere Freunde, Familie und Bekannten, unsere Katze, Schildkröten und Hasen, den Garten, das Frühlingsgrün, Schweizerdeutsch, feines Brot und Käse, eine Küche und eine Garderobe mit mehr als 2-3 Stück pro Kleidungsstück:-) Vielen Dank für alle, die jeweils unserern Blog gelesen haben und wir würden uns natürlich freuen, auch persönlich weiterzuschwatzen und auszutauschen, was auf eurer Seite während dieser Zeit passiert ist. 
Bis bald wieder...
Franca und Mäge

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